Heilwirkung

PflanzentafelDie Hauswurz ist eines der ältesten Kräuter für Erste Hilfe und ihre Anwendung in der Volksheilkunde war seit jeher vielseitig. Heute findet sie wieder Anwendung in der Homöopathie.

 

Der Regensburger Dohmherr Konrad von Megenberg schrieb im 13. Jahrhundert in seinem Werk "Buch der Natur": "Die zusammenheilende Kraft ist so groß, dass sie noch das Fleisch im Topfe zusammenwachsen lässt!"

Aus dem zweiten Band des "Alräunchens Kräuterbuch" vom literarischen Institut Dr. M. Huttler von 1883 stammt folgender Text:
"Übrigens – gleichviel – eine edle, heilsame Pflanze ist und bleibt sie jedenfalls, wenn sie in richtiger Weise angewendet wird, und sie soll wirklich in keinem Hause fehlen. Als Mittel gegen Fieber, sowie auch kühlend und heilend für schlimme Brandwunden, preise ich besonders ihren reichlich klaren Saft. Das sollt Ihr Euch merken, nebst meinem Sprüchlein:

Wer edle Hauswurz hält in Ehren, der kann wohl manchem Übel wehren!"

 

Inhaltsstoffe

Tannine und Pflanzenschleim, die beruhigend und heilend (inkl. Gerbstoffe, Harze, Calciummalat, 40 % Apfelsäure, Ameisensäure, und fette Öle) wirken.

 

Äußerliche Anwendung:

Man nimmt die Blätter von Anfang März bis Ende Oktober.

Am effektivsten sind Sempervivum mit großen Rosetten.
Die frischen Blätter werden aufgeschnitten, um den frischen Saft direkt auf die entsprechenden Hautpartien aufzutragen bei:

  • Hautleiden, -entzündungen und -wucherungen
    z.B. Neurodermitis und Warzen oder rissige Haut
  • Juckende oder brennende Haut
    auch bei Brandwunden, Sonnenbrand und Ätzwunden
  • Altersflecken und unerwünschte Sommersprossen
  • Insekten- und Nesselstiche
    Aus eigener Erfahrung müssen Sie den frischen Saft sofort auf die Stichwunde auftragen und es dauert keine Minute, bis der Schmerz nachlässt. Es gab auch keine Schwellung.
  • Augengeschwüre
  • Ohrenschmerzen und Ohrenfluss
  • Hygrome (Schleimgeschwülste, die an Knie, Ferse, Zehe oder Handgelenk nach einem Schock wie etwa einem Fall erscheinen können). Nach mehrfacher Anwendung erscheinen Furchen in der Zyste, die das Aufbrechen ankündigen.


Bei Hautunreinheiten werden die frischen Blätter in ein Bad oder Gesichtsdampfbad eingelegt, um die Haut zu heilen und zu nähren.

Sie können die frischen Blätter auch zerdrücken und als Umschlag auf blutenden Wunden (z.B. Bisse), Gürtelrose im Anfangsstadium, Prellungen und Quetschungen oder Gicht auflegen.

Bei Hühneraugen werden die Blätter ein paar Stunden eingebunden. Anschließend lässt man den Fuß in heißem Wasser einweichen und versucht das Hühnerauge zu entfernen, wenn nötig wiederholen.


Nachfolgend finden Sie zwei Rezepte aus antiker Literatur:
Bei Verstauchungen, Stoß oder Schlag, riet Pfarrer Kneipp: "Die Blätter der Hauswurz werden gestoßen und mit Schweinefett gekocht, aber nicht länger, als bis der Saft heraus gekocht ist. Nach dem Erkalten wird die Salbe aufgetragen, sie kühlt und heilt."

Aus der "Hausmittel-Rezeptsammlung" der Philippine Welser, Gattin des 1557-1580 in Tirol regierenden Erzherzog Ferdinand stammt folgendes Rezept: "Hauswurz dick einkochen, Arnikasaft dazugeben, ganz wenig Pech (= Harz) und etwas Schweineschmalz zuletzt mitkochen, vom Feuer ziehen und solange verrühren bis alles kalt und steif ist. Die Salbe ist sehr gut bei Verletzungen und frischen Wunden."

 

Innerliche Anwendung:

Ein Besucher der Bayernbörse in Stöckelsberg hat uns sein heilendes Geheimnis verraten: Er legt bei Zahnschmerzen ein Blatt zwischen die betroffenen Zähne, und der Schmerz schwindet innerhalb weniger Minuten. Auch bei Kindern soll die Dachwurz beim Zahnen helfen!

Man kann bei Fieber, Bronchitis oder Entzündungen im Mund einen Tee zubereiten. Pfarrer Kneipp empfahl den harntreibenden und krampfstillenden Tee auch bei Magengeschwüren, Übelkeit, bei septischer Angina und zur Blutreinigung. Warnte aber davor, dass eine Überdosierung Erbrechen und Durchfall verursachen kann.

Liebesreizmittel (Aphrodisiakum)
Hildegard von Bingen empfahl sogar den Männern den Verzehr der fleischigen Blätter, um ihre Liebeslust zu steigern, und schrieb:
"Wenn ein Mann die fleischigen Blätter isst, welcher in den Geschlechtsorganen gesund ist, wird er in Liebeslust entbrennen."

Weitere Informationen und Erfahrungen finden Sie auf einer liebevoll gestalteten Homepage von Herbert Schwab, mit einer großen Auswahl von weiteren Kräutern und deren Verwendung; viele wertvolle Rezepte zur Selbsthilfe - darunter auch die Herstellung von einem Hauswurz-Öl!

 

Feng-Shui

Sempervivum 'Romanze'Die Rosetten wirken durch ihre architektonische Vollkommenheit in Symmetrie und durch die unendliche Farbenpracht beruhigend und entspannend!

Aus "Feng-Shui - Garten für die Sinne" von Günther Sator - G&U-Verlag:
"Vermittler Pflanze mit starkem Energiegehalt - Die Hauswurz ist als Wildpflanze von den Pyrenäen über die Alpen bis in den Iran verbreitet und seit langem in Gartenkultur. Die Römer verglichen die rötlich gefärbten Blüten mit dem Barte des Jupiters, die Germanen dagegen verbanden sie mit dem Donnergott Donar. Bereits Karl der Große empfahl, sie als Blitzschutz auf die Hausdächer zu setzen. Sie half auch, offene Wunden zu heilen, und galt als Liebesreizmittel. Blühte sie statt in den normalen Rottönen ausnahmsweise weiß, so bedeutete das den baldigen Tod eines Hausbewohners."

 

Poesie

"Die Hauswurz, 'Hausampfer' und Dachwurz,
Auch 'Donnerbart', 'Scherzenkraut' benannt,
wird gern bei Mundfäule und Fieber
und Ruhr und Blutfuß angewandt.

Ein starker Absud meines Krautes
stillt baldigst schlimmer rote Ruhr
und starke Menstruation
selbst bei schwächlicher Natur.

Und äußerlich vertreiben Blätter
die Sommersprossen sehr gelind,
zur Auflage auf Hühneraugen
zerquetschte Blätter dienlich sind.

Man legt sie einzeln auf am Morgen
und jeden Tag am Abend auch,
bis sie zum Ausschnitt reif geworden,
schon meist nach wenigem Gebrauch.

Vermischt man gründlich durcheinander
Hauswurz, Salz und Schafanschnitt
zu einer Salbe, die man auflegt,
verdrängt man Anfangskrämpfe damit.

Bei Mundfäulnis muss man vermischen
gepressten Saft mit gleichviel Rahm;
Damit soll man den Mund bestreichen,
Dann ist vorbei bald Schmerz und Gram."


Fuchsbichler, 1982

 

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